Der Wechsel in die private Krankenversicherung: Gut für alle?

01.08.2011 Thomas Schösser

Ein Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) wird oft als der „der beste Weg“ vermarktet. Dabei gilt unter manchen Versicherungsleuten häufig das Motto, dass jeder wechseln soll, der kann oder darf. Ich möchte erläutern, dass eine solch pauschale Aussage zu kurz greift.

Alleine schon die Tatsache, dass die Systeme GKV (Sachleistungsprinzip) und PKV (Kostenerstattungsprinzip) sich in vielen Dingen grundlegend voneinander Unterscheiden, wird vielen Kunden überhaupt nicht erklärt. Aus meiner Sicht ist es aber bei der Beratung zur PKV von elementarer Bedeutung auch über diese Thematik zu sprechen.

Zielgruppe Existenzgründer und „preisbewusste“ Kunden

Zunächst einmal ist es für gesetzlich Versicherte im Angestelltenverhältnis nicht leicht, in die PKV zu kommen. Nur wer über ein gewisses Einkommen verfügt und damit die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) überschreitet, hat die Wahl. Anders sieht es bei Selbstständigen und Freiberuflern aus. Sie haben unabhängig vom Einkommen die Möglichkeit, sich für die PKV zu entscheiden.

Existenzgründer sind oft jung, gesund und voller Tatendrang. Reichtümer haben sie oftmals aber noch nicht bilden können. Auf den ersten Blick erscheinen günstige „Einsteigertarife“ einer privaten Krankenversicherung, als Alternative zur GKV, interessant zu sein. Die oftmals suggerierte Aussicht auf Behandlungen durch Privatärzte erhöht den Reiz dieser Angebote.

Doch hier liegt ein Widerspruch. Die Einsteigertarife können nur deshalb so preisgünstig sein, weil sie eben sehr oft nicht den normalerweise üblichen Leistungsumfang der PKV bieten. Einige dieser Einsteigertarife bieten sogar weniger Leistungsspektrum als eine gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Leistungen für „Privatärzte“ sind oftmals nicht, oder nur stark eingeschränkt versichert. Sogar private Krankenversicherungsgesellschaften, wie z.B. die DKV oder Central, nehmen inzwischen von einigen ihrer eigenen Tarifangebote Abstand, weil sie unter anderem nicht dem Niveau entsprechen, das mit der PKV üblicherweise verbunden wird.

Keiner weiß, welche Erkrankungen im Laufe eines Lebens auftreten und welche Behandlungen, Medikamente und dergleichen daraufhin gebraucht werden. Als Privatpatient ist man „Selbstzahler“ seiner Krankheitskosten. Die PKV ist im übertragenen Sinn quasi der „persönliche Rückversicherer“. Erstattet der private Krankenversicherungsvertrag also etwas nicht, oder nur teilweise, so muss der Versicherte selbst aus eigener Tasche für die verbleibenden Kosten aufkommen. Daher ist es wichtig heute schon als gesunder Mensch bei der Auswahl seiner PKV die vertraglich garantierten Leistungen zu vergleichen.

Zweibettzimmer und Familienplanung

Wer im Krankenhaus schon einmal in einem Mehrbettzimmer liegen musste, ist empfänglich für den Gedanken an Einzel- oder Zweibettzimmer. Regelmäßig schaut der„Chefarzt“ vorbei, die Behandlung ist bestens – so ist man gern versichert. Aber bei der Planung der richtigen Krankenversicherung geht es um mehr als um komfortable Krankenhausaufenthalte. Es geht auch um mehr als üppigen Zahnersatz oder kürzere Wartezeiten auf Termin. Es geht vielmehr um die langfristige Sicht der Dinge. So kann z.B. die Familienplanung die Entscheidung der Krankenversicherung unter Umständen empfindlich beeinflussen. Für Kinder, die in einer PKV versichert werden, sind Beiträge zu bezahlen. Die beitragsfreie Familienversicherung des Kindes in der GKV des Ehepartners des Privatversicherten ist dann nur noch unter ganz bestimmten Voraussetzungen / Umständen möglich…

Deshalb besprechen Sie am besten mit Ihren spezialisierten Fachmann auch über zukünftige Szenarien und Gestaltungsmöglichkeiten. Denn die Entscheidung für einen Wechsel in die private Krankenversicherung ist keine kurzfristige Entscheidung. Sie ist wichtiger Teil der Lebensplanung.

Weitherführende Informationen:

Link zum PKV-Kriterienfragebogen und EBOOK rund um das Thema Private Krankenversicherung